Das Sozialsystem wird zu leicht benutzt. Aufgrund des großen Interesse an unserem Beitrag Pflegemafia – wie sie funktioniert, möchten wir gern weiter Stellung nehmen zu dem Gesundheitssystem, das systematisch nicht nur von der Pflegemafia ausgebeutet wird. Pflegemafia, was ist das überhaupt? Hierbei handelt es sich um systematisch gebundenes Potenzial, das sich zur Aufgabe gemacht hat, das Gesundheitssystem systematisch aus zunehmen. Eine betrügerische Vereinigung zum alleinigen Zweck Geld schnell zu horten, am System vorbei zu schmuggeln, um sich zu bereichern. In vielen Fällen steckt eine gut organisierte Vereinigung dahinter, in manchen Fällen arbeiten aber auch Einzeltäter. Auch hier ist der Nachweis schwierig, da man das System nur schwer durchblickt und für Außenstehende zunächst alles ganz normal aussieht.

Brettvormkopf

Es sind nicht nur die Pflegedienste, die so arbeiten. Wenn es um das schnelle Geld geht, werden viele Korrupt. Die Altenheime, Tagespflegen, Krankenhäuser, aber auch besonders die Einrichtungen der Behindertenhilfe leben nicht selten von Korruption oder Abrechnungsbetrug im großen Stil. Das idealistische System Pflege ist schon viel länger gebrochen, als man den Anschein hat. Wir gehen später darauf im Detail ein. Grundsätzlich ist es das Geld, was zu solche Taten hinzieht. Bei Geld hört die Freundschaft auf, so heißt es in einem Spruch, was im Gesundheitssystem mehr Gültigkeit hat, als je zuvor.

Um einmal deutlich zu machen, was legal ist und was nicht, was erlaubt ist und was nicht, wo es grenzwertig wird, ein paar Schilderungen aus dem persönlichem Erleben. So ziemlich jede Pflegekraft dürfte im laufe ihres Berufsleben auf solche Einrichtungen gestoßen sein, wo Betrug stattfindet, im kleinen oder auch großem Stil. 

Leere-Geldbörse

Betrug fängt dort an, wo Leistungen falsch angesetzt werden. Jede nicht erbrachte Leistung darf auch nicht abgerechnet werden, wenn der Vertrag nicht explizit etwas anderes aussagt und das ist eher die Ausnahme. Altenheim bündeln ihre Leistungen für den Kunden. Dennoch rechnen diese im Regelfall immer alles ab, unabhängig davon, ob die Leistung stattgefunden hat oder nicht. Hier geht es um die Umsatzoptimierung, die durch Einzelleistungen erbracht werden. Hier stört es zunächst niemanden, wenn mal eine Pflegeleistung mehr erbracht wurde, bezahlen tut es ja die Kranken- oder Pflegekasse.  Spätestens nach ein paar Tagen, kann kaum jemand noch nachvollziehen, ob alles richtig abgerechnet wurde, die Beweiskraft zum Betrug schwindet jeden Tag etwas mehr. Üblicherweise werden mit dem Versterben eines Patienten die Akten geschlossen und verstauben in irgendwelchen Aktenlagern. Im guten Glauben zahlen auch Angehörige brav ihre Rechnungen. Als Gutachter für Pflegefälle durfte ich Zeuge werden von vielen solchen Problematiken. Patienten in Heimen werden Inkontinenzmaterialien in Mengen berechnet, die für eine halbe Station hätten gereicht. Das passiert oft aus Unwissenheit der mitarbeitenden Leitungen, Überforderung, manchmal aber steckt Systematik dahinter. 

Ebenso verhält es sich in Tagesstätten, den neuen Demenzwohngemeinschaften, Behindertenheimen und allen anderen Einrichtungen, wo Einzelleistungen stattfinden. In den meisten Fällen sind die Krankenkassen machtlos, da ihnen die Beweise ausbleiben, trotz besseren Wissens, können sie nicht handeln, ein Teufelskreislauf, der die Steuerzahler Millionen kostet. 

Auch der Betrug von dem Personal nimmt große Formen an. Nur wenige wissen, dass es für Mitarbeiter reichliche Subventionen gibt, wenn man sie einstellt. Wird jemand über das Arbeitsamt eingestellt, oder ist Arbeitslos, ist meistens der erste Schritt, der Kontakt zum Arbeitsamt seitens des Arbeitgebers. Er fordert den Eingliederungszuschuss ein. Ein subventionierte Summe, die sich je nach Fall zwischen 20% und 50% nebst Sozialabgaben vom ausgehandelten Lohn handelt. Der neue Mitarbeiter erfährt davon nichts. Der neue Mitarbeiter arbeitet also für einen Lohn, der zum Teil vom Staat finanziert wird. Die Zeitspanne, wie lange das ist, ist verhandelbar mit dem Arbeitsamt. Das Arbeitsamt ist bemüht, damit eine integrative Maßnahme zu unterstützen, sie tun damit ein gutes Werk. Leider wird auch dieser Umstand oft ausgenutzt und benutzt. Ist die Subvention dann vorbei, stehen die Mitarbeiter nicht selten wieder vor der Tür und der nächste Subventionsfall wird eingestellt. Mit dieser Methode erhält man sich billige Arbeitskräfte, drückt die Gesamtlohnkosten und erhöht die Gewinnspanne. Auch hier gibt es einige Einrichtungen, die das systematisch benutzen und ausnutzen. 

Die angebundenen Institutionen, wie Krankenkassen, Pflegekassen, MDK, Heimaufsicht sind oft machtlos, da zumeist jeder Einzelfall erklärbar bleibt. Aus diesem Grund gehen alle genannten Einrichtungen auch sofort jedem konkreteren Hinweis auf Betrug oder Pflegefehler nach, denn sie sind auf die Informationen von „Insidern“ angewiesen, bis heute. 

Kinderkrankenschwester

Eine Spekulation, was passieren würde, wenn…

Nehmen wir mal an, alle Einrichtungen, die betrügen, würden auffliegen und schließen. Nehmen wir mal weiter an, dass das dadurch freigewordene Geld in Milliardenhöhe zurück in die Einrichtungen der guten Pflege fliesen würde, was wäre dann? Dann würde es der gesamten Pflege auf einmal besser gehen, es wären Gelder da, die heute nicht einmal Ansatzweise Vorstellbar wären. Unser gesamtes Gesundheitssystem hätte sich nach erfolgreicher Chemotherapie vollständig erholt.

Jede Pflegekraft, die weg sieht, tut seinen Teil dazu, dass sich nichts verändert, oder verändern kann. Oft sind Pflegemisstände ein Zeichen für übermäßiges Gewinnstreben. Es liegt in der Hand der Pflege, hier Verbesserung herbei zu führen, Unterstützung gibt es überall.

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