Die Pflege erlebt die größte Veränderung seit der Entstehung der Bundesrepublik. In riesen Schritten werden politische Veränderungen vorgenommen, umgesetzt und neugestaltet. Was Jens Spahn verbockt hat, wird durch den jetzigen Gesundheitsminister sinnlos weitergeführt. Während jede Pflegeeinrichtung hastig die Neuerungen umsetzt, stehen im Hintergrund 3 weitere Gesetze oder stehen vor der Verabschiedung. Die Wenigsten Einrichtungen in Deutschland fühlen sich unterstützt oder gesehen. Wohin die Reise geht, kann nur noch ein Prophet vorhersagen.

Zunächst waren die Anstrengungen besonders groß, die Pflegeinstitutionen durch die vielen Gesetze und Auflagen der Coronazeit zu führen. Masken auf, Masken ab, Testen mehr, testen weniger, Impfen, ja oder Nein, Impfpflicht hin und Impflicht her. Es endete mit einer Kompromisslösung, die durch den Gesundheitsminister Hr. Lauterbach mit einer nicht mehr Finanzierbarkeit erklärt wurde. Worum geht es in der Politik nun? Finanzen, die gestemmt werden müssen, oder die Gesundheit der Bürger? Werden Lobbyisten hier gestärkt? Die ständig neuen Regelungen kamen zeitweilig mehrfach wöchentlich bei den Einrichtungen an. In der Jahresmitte wurde dann der Rettungsschirm abrupt beendet und den Einrichtungen die Chancen genommen, sich aus Coronazeit herauszuarbeiten, die die Gesellschaft vollständig hatte. Es fehlte an Geldern, die durch die Mindereinnahmen aus der Coronazeit nicht kompensiert werden konnte.

Kaum ist die Corona-Rettungsschirmlage beendet wurden die neuen GVWG Tariftreuegesetze unvollständig und nicht zu Ende gedacht im September verabschiedet. Wir erinnern uns, dass diese Gesetze zur Stärkung der Pflegefachkräfte auf den Weg gebracht wurden. Tatsächlich aber zeigte sich, dass vielmehr die Pflegehelfer davon profitierten und weniger die Fachkräfte. Die erhofften Wiedereinsteiger, die aus der Pflege gegangen sind, kamen eben doch nicht zurück, die Rechnung blieb offen. Politisch gesehen wurde davon nichts weiter erwähnt. Die Mehrausgaben der Pflegebetriebe wurden nicht wie erhofft mit passend höheren Preisen kompensiert, vielmehr erachtete man es als richtig, dass zusätzliche Ausgaben durch die eigenen Gewinne kompensiert werden können. Viele Betriebe aber verfügen nicht um diese Gewinnspannen und sind in dessen Folge gezwungen, entweder ganz umzudenken und umzustrukturieren oder eben die Türen zu schließen. Die Verbände gehen von einer Quote von 20 Prozent aller Pflegeeinrichtungen aus, die in 2023 endgültig schließen müssen. Ein boom an Verkäufen von Pflegeeinrichtungen zieht durchs Land. In der Google Suche bekommt man bei der Suche nach „Pflegedienst verkaufen“ mittlerweile Seitenweise Käuferangebote, die sich alle als liebevoller Nachfolger vermarkten wollen. Hinter diesem Hype steckt klares finanzielles Interesse. Je mehr die Unternehmer an Einrichtungen an sich binden, umso geringer wird der Verwaltungsaufwand. Die Lösung der aktuell misslichen Pflegelage bedeutet, je grösser, desto besser. Die kleinen netten Einrichtungen von nebenan werden als unwirtschaftlich verschwinden. Durch diese Gesetzeslage werden viele Arbeitsplätze wegfallen. Das Tariftreuegesetz GVWG entpuppte sich als Desaster.

Nach der Einführung der GVWG Gesetze wurden weitere Einschränkungen vorgenommen. Ab Oktober werden nun Wundexperten in jeder Einrichtung gefordert, um größere Wundversorgungen weiterhin abrechnen zu dürfen. Fachkräfte, die Jahrelang Wundversorgung durchführen durften, werden nun geknebelt und Einrichtungen fallen auch hier Einnahmen weg. Medizinische Fachangestellte wird mit diesem Gesetz endgültig untersagt, chronische Wunden zu versorgen, ganz gleich, ob sie die Weiterbildung zum Wundexperten ICW haben oder nicht. Auch eine weitere Qualifizierung wird es nicht geben. Dieser Berufszweig erlebt eine Degradierung auf politischer Ebene. Um dem katastrophalem Desaster entgegenzuwirken, dürfen nun Heilerziehungspfleger plötzlich mehr als je zuvor, um sie in der Pflege wertvoller zu machen. Jede Abwanderung von Heilerziehungspfleger in die Altenpflege ist ein echter Verlust für die Behindertenhilfe, wo sie dringend gebraucht werden. Politik heißt momentan :“Man schiebe Ressourcen von rechts nach Links“.

Nach den neusten Medieninformationen werden nun Krankenschwestern und Altenpfleger verdonnert in den unterbesetzen Bereich für Kinder arbeiten zu müssen, wo eine hochgradige Unterbesetzung zu verzeichnen ist. Hier wird ausgeblendet, dass nicht alle Pflegekräfte für die Versorgung für Kinder und Säuglinge geeignet sind. Es scheint als klingt es besser, wenn Kinder versorgt werden, als ältere Menschen. Der Pflegekräftemangel wird hin und her geschuppst. Ein tatsächliches Konzept entsteht einfach nicht.

Die Auswirkungen des Ukrainekrieges sind ebenfalls überall zu spüren. Energiekosten verteuern sich und nicht alle Einrichtungen werden jetzt unterstützt. Ambulante Pflegedienste bekommen keine Unterstützung, die Erklärung hierfür bleibt aus. Jeder Mitarbeiter hat Sorgen um die Zukunft, Angst vor den Nachzahlungen der Energiekrise und auch hier bleibt eine Antwort der Regierung weitgehend aus. Während 100 Milliarden Euro für Rüstung zusätzlich freigemacht wurde, fehlt es in der Pflege noch mehr als je zuvor, obwohl die Zahl der Pflegebedürftigen enorm ansteigt. Uns erreichen mittlerweile immer mehr verzweifelte, teilweise weinende Kunden, die keinen Pflegeplatz für ihre Versorgung finden.

Wohin das führt, weiß mittlerweile niemand mehr, es wird politisch andauernd verschlimmbessert.

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