2022, das Jahr der Pflegeveränderungen, der Pflegeumbrüche, der Veränderungen in der Pflege, wie es noch nie dagewesen ist.

Während die gesamte Pflege in den massiven Coronamaßnahmen feststeckte und sich fast täglich anpassen musste, wurde auf der politischen Ebene weiter an den Veränderungen gearbeitet, wenn man das so nennen kann. Viele Patienten waren einsam in der Coronazeit in den Heimen und Krankenhäusern. Noch mehr Patienten mussten noch mehr massive Einschränkungen in der Pflege hinnehmen, da die Krankheitsrate von Pflegekräften enorm hoch waren und sind. Die Belastungen auf den Intensivstationen führte zu einer weiteren politischen Debatte. Die sozialen Netzwerke beschäftigten sich fast minütlich mit diesen Themen. Der große Frust der Pflegekräfte erreichte ihren Zenit.

Nun steht die Angst vor der Umsetzung der Impflicht an. Müssen Pflegekräfte nun endgültig ihren Beruf verlassen, wird es doch ein Umdenken geben? Bisher fehlt es an einem Plan B für all die Patienten, die ihre Versorgung verlieren. Die Frage, die sich viele stellen, wer all die Menschen versorgt, bleibt unbeantwortet.

Zu den ganzen Neuerungen kommt nun das Entgegenkommen der Bundesregierung einen Energiebonus auszuschütten, um die hohen Mehrbelastungen aufzufangen, die der Ukrainekrieg verursacht. Es ist ein positives Signal, das die Sorgen angekommen sind. Weniger erfreulich ist der geplante neue Pflegebonus, der zunächst mit 3000 € angedacht war, nun bei etwa 550 Euro liegen soll. Wann und wie dieser nun an die Pflegekräfte und andere Berufsgruppen kommt ist noch nicht geregelt. Im Hintergrund arbeiten Gewerkschaften und Verbände fieberhaft an einer konkreten Umsetzung.

Im September kommt nun die Tariftreuepflicht aller Einrichtungen, die nicht nach Tarif, oder Tarif ähnlich vergüten.

Was bedeutet eigentlich Tariftreue ?

Alle Mitarbeiter in und um die Pflege werden nach einer vorgegebenen Tarifstruktur vergütet werden, da den Einrichtungen sonst der Entzug der Versorgungsverträge droht und damit das „Aus“ ansteht. Welcher Tarif es nun werden wird, ist die Entscheidung der jeweiligen Einrichtung. Bisher stehen 100 verschiedene Tarife zur Auswahl. Die Frist zur Festlegung dieses Tarifs ist auf den 30.04.2022 festgesetzt worden und kann noch bis September geändert werden.

Fakt ist, dass die meisten Pflegekräfte sich über deutlich mehr Lohn freuen dürfen, insbesondere die Pflegehelfer werden klar berücksichtigt. Es wird Lohnstufen geben, die ein individuelles Verhandeln unnötig macht. Nach Betriebszugehörigkeit steigt man dann automatisch im Gehaltsgefüge.

Ist das alles gut?

Wie jede Veränderungen hat auch dieses Gesetz Ösen und Haken.  Erfreulich und zwingend erforderlich sind die längst fälligen Lohnerhöhungen der Pflegekräfte. Viele Zuschläge, Urlaubs-, oder Weihnachtsgeld werden, abhängig vom Tarif dazukommen. Ob das die Arbeitsbelastungen verändert, ist eher zweifelhaft. Viele Pflegekräfte werden die Höhere Entlohnung nutzen, um ihre Stelle zu reduzieren. Es ist zu erwarten, dass es Lohnabwanderungen in andere Einrichtungen geben wird. Sicher ist, dass es ab September viel jubeln aber auch Aufschrei und Frust geben wird.

Die Bundesregierung hat sich bisher noch nicht gänzlich auf eine Refinanzierung der Tarifentlohnung einigen können, damit die Betriebe die enorm höheren Gehälter tragen können. Eine unglückliche Situation, die Unsicherheit schafft. Kaum verwunderlich ist es also auch, dass die Einrichtungen keine Aussagen über die Gehälter im September machen können. Sicher aber ist, kommt die Refinanzierung nicht oder zu wenig, werden ein Großteil der Einrichtungen schließen müssen.

Erstmalig werden dem Bereich Pflege sowohl Einnahmen, als auch Ausgaben vom Staat vorgegeben. Die Einrichtungen haben nur noch Einfluss auf private Zusatzleistungen, die die Patienten tragen müssen. Diese neue „alte“ Einnahmequelle nimmt stetig zu. Immer weniger Patienten können sich eine würdevolle Versorgung leisten.

Was tun die Pflegeeinrichtungen?

Pflegeeinrichtung sind Wirtschaftsunternehmen und planen, rechnen und grübeln derzeit in ganz Deutschland. Die nicht geregelten Refinanzierungen machen allen zu schaffen. Die Angst vor dem Wegfall der Pflegekräfte wegen fehlender Impfung macht alles noch schwieriger, denn der Pflegenotstand ist nicht vorbei!

Nach den neuen Tariflöhnen wird es in den betrieben, sofern sie sich das überhaupt noch erlauben können zu Reduzierung des Personals kommen, um damit die massiven Gehaltstrukturen ein wenig abzufedern. Der Antrieb hierzu entsteht aus Angst vor der Zukunft des Betriebes, bis zur Gewinnmaximierung ist sicherlich alles dabei. Wer sich den Personalabbau nicht erlauben kann, wird mehr Patienten aufnehmen müssen, um damit die Umsätze zu steigern. Es wird fleißig optimiert.

Wer gewinnt – wer verliert bei der Tariftreue?

And the Winner is…

tja wer ist das eigentlich? Sind es die Pflegekräfte, die mehr Geld verdienen und mehr Arbeitsbelastungen haben werden? Sind es die Patienten, die die Refinanzierung mit einer Kostensteigerung von 15-30% tragen müssen. Die meisten Patienten werden dieser Kostenexplosion nicht gerecht werden können und müssen nicht selten dann auf Leistungen verzichten. Aktuell geht man von mehreren hundert Euro Mehrkosten zu den bisher bestehenden Kosten aus.

Insgesamt wird Bundesweit alles vertreten sein, Gewinner, Verlierer. Wie die Verteilung aussieht liegt nun in der Ausarbeitung der Politik, Gewerkschaften, Verbände und Krankenkassen, die jetzt die Pflege und sozialen Bereich neu definieren müssen.

2 thoughts on “Pflege steckt fest- Das harte Jahr 2022

  1. Vielleicht sollte man einfach mal die Kompetenzverteilung anpassen.
    Ne 3 Jährig Examinierte Pflegekraft die Essen verteilt ist einfach nur verschwendung von Geld und ressourcen

  2. Wieso wird die Pflege nicht über eine gesamtheitliche und anteilige Konsumsteuer _aller_ Bewohner*innen D-Lands (inkl Steuerflüchtlinge, die hiesige Vorteile in Anspruch nehmen und anderswo „einsparen“) anstatt hauptsächlich über die gesetzliche Sozialversicherung, gekoppelt an die Lohnkosten, finanziert? Das klein-klein und die überbordende Bürokratie im Namen von Qualität (!) zersetzen m.E. den guten Willen und Beruf (eine Berufung..) und erschweren die oft belastenden Arbeitsbedingungen zusätzlich.

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