Neue patentierte Arzneimittel sind regelrechte Preisbrecher. In einer Pressemitteilung der AOK, teilen sie mit, dass besonders neu eingeführte, patentierte Medikamente die Preise enorm in die Höhe treiben.

Hier die Pressemitteilung der AOK vom 08.03.2016

Preistreiber: Neue patentgeschützte Arzneimittel

Foto: Apothekerin an der Arzneischublade(08.03.16) 15 Mal teurer als der Durchschnitt aller Arzneimittel: So hoch lag der mittlere Apothekenverkaufspreis aller in den letzten 36 Monaten neu eingeführten Arzneimittel im patentgeschützten Markt im Januar 2016. Auf diese Entwicklung macht das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mit dem aktuellen Preisindex für Arzneimittel aufmerksam. Der durchschnittliche Packungspreis patentgeschützter Neueinführungen der letzten 36 Monate lag vor zwei Jahren noch bei 2.751,16 Euro. Bis Januar 2016 hat er um mehr als 1.250 Euro je Arzneimittelpackung zugelegt. Der durchschnittliche Packungspreis im Gesamtmarkt lag im Januar 2016 bei 261,94 Euro. „Sowohl im In- als auch im Ausland stehen die Krankenkassen zunehmend einer herausfordernden Preispolitik der pharmazeutischen Hersteller gegenüber. Ausreichende Regulierungsinstrumente fehlen jedoch“, so Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat sein monatliches Monitoring der Preisentwicklung auf dem Arzneimittelmarkt mit der aktuellen Ausgabe erweitert. Die Darstellung der ungewichteten durchschnittlichen Apothekenverkaufspreise (AVP) für alle aktuell im Vertrieb befindlichen Arzneimittel ergänzt die warenkorbbasierte monatliche Preisentwicklung. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Antworten auf die Preisstrategien der pharmazeutischen Hersteller benötigt werden. „Offensichtlich reagieren die pharmazeutischen Hersteller auf Regulierungsansätze wie das AMNOG mit extrem hohen Markteintrittspreisen. Darauf muss die Politik noch Antworten finden“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Für alle neuen patentgeschützten Arzneimittel der letzten drei Jahre stellt das WIdO im Rahmen seiner Preisbeobachtung die Preise der letzten 24 Monate als ungewichtetes Mittel dar. Die 128 patentgeschützten Arzneimittel, die in den letzten 36 Monaten neu in den Markt eingeführt wurden, wurden im Januar 2016 in den Apotheken für durchschnittlich 4.007,03 Euro angeboten. Vor zwei Jahren hatte der mittlere Preis der Neueinführungen noch bei 2.751,16 Euro gelegen. Er hat sich nunmehr bis Januar 2016 um mehr als 1.255,87 Euro je Arzneimittelpackung erhöht. Dies entspricht einer Steigerung von 45,6 Prozent.

Wieviel ein neues Arzneimittel in Deutschland kostet, lag bis zur Einführung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) 2011 allein in der Hand der Arzneimittelhersteller. Seit 2011 ist dies nun nur noch im ersten Jahr nach der Markteinführung eines Wirkstoffs möglich, da sich nach einer frühen Nutzenbewertung Preisverhandlungen anschließen. Weitere regulierende Instrumente wie Preismoratorium und Festbeträge greifen in die Preisgestaltung im Markt ein, indem die Hersteller ihre Preise entweder nicht wirksam erhöhen können oder nur im Rahmen einer definierten Festbetragsgruppe. Trotz dieser preisstabilisierenden Instrumente sind die Ausgaben für Arzneimittel der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im Jahr 2014 um knapp zehn Prozent gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Preise insbesondere neuer Arzneimittel.

In dem monatlich vom WIdO erstellten und öffentlich bereitgestellten Preisindex für Arzneimittel werden die im Januar 2016 insgesamt 7.536 verschiedenen Arzneimittel mit deren insgesamt mehr als 50.000 verschiedenen Produktvarianten analysiert.

(Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK)

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