Nach dem Eintrag von Hr. Laumann, wechselt dieser scheinbar spontan den Kurs und reagiert wahrscheinlich auf die ersten Schritte der Pflegekammer und die 100.000 Protestrufe der Pflegekräfte, die in keiner der vielen Debatten eingebunden waren und bisher auch nicht vorgesehen sind. Es ist schon nett, dass Hr. Laumann nun spontan einsieht, dass die Pflegekräfte nicht länger fremdbestimmt sein dürfen, aber das war lange nicht so. In vielen Beiträgen haben wir uns beschwert darüber, dass gerade Hr. Laumann, seinen ganz eigenen Weg ging. Ich selbst habe ihn in einer Podiumsdiskussion erleben dürfen, der mehr oder minder ein einziger Monolog war. Hier findet nun ein spontaner Wechsel statt, ob das mit den anstehenden Wahlen zu tun hat?

Hier der Bericht :

Pflegekammern: Die Pflege braucht eine starke Selbstverwaltung

Positionspapier des Patientenbeauftragten und Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung

Staatssekretär Karl-Josef Laumann

Wenn aktuell in Deutschland über Pflege entschieden wird, sitzen alle am Tisch, nur die Pflege selbst nicht. Die Pflege darf nicht länger fremdbestimmt bleiben. Sie muss sich gegenüber den anderen verkammerten Berufsgruppen im Gesundheitswesen emanzipieren. Um dem hohen Stellenwert der Pflege gerecht zu werden, benötigt eine starke Pflege auch eine starke Stimme. Nur eine unabhängige, institutionalisierte Selbstverwaltung, die mit allen Rechten und Pflichten einer eigenverantwortlichen Berufskammer ausgestattet ist, kann die Herausforderungen der Zukunft meistern. Die Berufsangehörigen sollen selbst mitentscheiden können, welche Entwicklung die Pflege in der Zukunft nehmen wird.

Die Pflege hat sich in den letzten Jahren bereits stark professionalisiert. Es ist aber zwingend notwendig, dass dieser Prozess weiter voranschreitet. Mit Blick auf andere Länder kann festgestellt werden, dass sich Pflegekammern bereits seit langer Zeit bewährt haben (z.B. in Großbritannien, Irland, Frankreich, Spanien, Portugal, USA, Kanada und Australien). Vor diesem Hintergrund begrüße ich ausdrücklich die Aktivitäten in Deutschland zur Errichtung von Pflegekammern. In Rheinland-Pfalz  wurde die Einrichtung einer Pflegekammer bereits parteiübergreifend beschlossen, es ist davon auszugehen, dass Schleswig-Holstein und Niedersachsen als nächstes folgen. Ich hoffe, dass auch andere Bundesländer diesem Vorbild folgen werden.

Nur in einer Pflegekammer, in der auch alle Pflegefachkräfte vertreten sind, können die Interessen der Berufsgruppe gebündelt und kommuniziert werden. Die Definition eigener beruflicher Inhalte und Handlungsfelder in einer Berufsordnung, sowie Standards für eine kontinuierliche Weiterbildung können sinnvoll nur durch die Pflege selbst festgelegt werden. Denn bei ihr liegt die dafür notwendige Fachkompetenz, die selbstverständlich auch transparenter gemacht werden muss.

Patienten und Pflegebedürftige haben Anspruch auf eine fachlich qualifizierte, dem allgemein anerkannten Stand der medizinisch-pflegerischen Erkenntnisse entsprechenden Pflege. Eine qualitätsgesicherte Pflege dient daher insbesondere den kranken und pflegebedürftigen Menschen. Die Regelung, Weiterentwicklung und Überwachung der Berufspflichten gehören dann genauso zu den Aufgaben einer Pflegekammer, wie die Unterstützung und Beratung von Kammermitgliedern bei ihrer Berufsausübung. Darüber hinaus werden Pflegekammern zukünftig wichtige Partner für die Politik werden und beispielsweise durch Stellungnahmen zu Gesetz- und Verordnungsentwürfen verstärkt Gehör finden.

Eine unabhängige Selbstverwaltung muss jedoch auch auf eigenen Beinen stehen. Diese gibt es daher nicht zum Nulltarif. Nur so ist gewährleistet, dass auch wirklich die Interessen der Pflegekräfte vertreten werden und nicht die von Arbeitgeberverbänden oder anderen Berufsgruppen.

Ich bin mir sicher: der Zusammenschluss zu einer Pflegekammer, die mit einer Stimme die Pflegeexpertise in die gesundheits- und berufspolitischen Entscheidungsprozesse wirksam einbringt, wird zwangsläufig dazu führen, dass die Pflege die Wertschätzung und Aufmerksamkeit erhält, die ihr zusteht. Es ist auch ein wichtiger Schritt, um die Pflege als attraktiven Beruf zu stärken. Ich wünsche mir daher für die Zukunft, dass die Pflegekräfte das gesamte pflegerische Berufsfeld engagiert vorantreiben.

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