Gewalt in der Pflege wird viel öfter praktiziert, als man ahnt. In einer ausführlichen Studie kommen erschreckende Zahlen zusammen. Die gesamte Studie kann man hier einsehen: Gewalt in der Pflege – BGW Studie . Insgesamt dürfte hier die Dunkelziffer viel höher sein. Die Studie selbst wurde in mühsamer Kleinarbeit von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege erstellt. Spitzenreiter scheinen die ambulanten Pflegedienste zu sein, die durch zu wenig Flüssigkeit und Ernährung Menschen in Gefahr brachten.

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hier die Auszüge aus der Studie

…Fakten

Nur wenige empirische Untersuchungen lassen sich zur Feststellung der Formen, Ursachen und Interventionsmöglichkeiten heranziehen. Die Dunkelziffer von Gewalthandlungen an alten und pflegebedürftigen Menschen wird insgesamt als sehr hoch eingeschätzt.  wurde die erste Studie zur Problematik von Gewalt gegen alte Menschen in der Bundesrepublik veröffentlicht. Das Ergebnis war erschreckend: rund 600.000 Menschen im Alter zwischen 60 und 75 Jahren werden in engen sozialen Beziehungen Opfer mindestens einer Form von körperlicher Gewalt wie z.B. Vernachlässigung, verbaler Aggression, materieller Ausnutzung, etc. Neben physischen Gewalterfahrungen gehören die Vernachlässigung und der Medikamentenmissbrauch zu den bedeutsamsten Formen.

Die Studie von Wetzels et al. (1995) kommt auf der Grundlage von über 2600 Befragten ab dem 60. Lebensjahr zum Ergebnis, dass 3,4% der Befragten körperliche Gewalt, 2,7% Vernachlässigung oder dem Medikamentenmissbrauch, 1,3% wirtschaftlicher Ausnutzung und 0,8% chronischer Verbalaggressionen ausgesetzt waren. Hochgerechnet würde dies bedeuten, dass in der Altersgruppe der 60-75 Jährigen rund 340.000 Personen mindestens einmal im Jahr körperliche Gewalt erleiden.13 Zu einer Belastungsziffer (Prävalenzrate) von 15% für die verschiedenen Gewaltformen gegen alte Menschen als Opfer in familiären oder familienähnlichen Beziehungen kommt eine internationale Literaturrecherche 2002.

Im Mittelpunkt der Studie von Görgen et al. (2006) stehen Misshandlungen und Vernachlässigungen von Bewohnern von Alten- und Altenpflegeheimen. Auch in dieser Untersuchung wurde bestätigt, dass insbesondere pflegebedürftige alte Menschen nicht selten Opfer gewalttätiger Handlungen und Unterlassungen nötiger Hilfe werden. Die befragten Pflegekräfte bezeichneten sich in diesem Kontext selbst als häufig überfordert und emotional erschöpft. Über 70 % von ihnen gaben an, dass sie selbst problematische Handlungen oder Unterlassungen – darunter körperliche und psychische Misshandlungen sowie pflegerische oder psychosoziale Vernachlässigungen sowie Freiheitseinschränkungen begangen oder solche bei anderen Fachkräften beobachtet haben. Dabei sind psychische Aggressionen noch weit mehr verbreitet als körperliche Gewalt. Jeder vierte befragte Ältere gab an, in den letzten 12 Monaten verbal aggressives Verhalten oder andere nicht körperliche Formen von Aggressionen durch nahe stehende Personen erlebt zu haben.

Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkasse stellte bei seinen Qualitätsprüfungen Ende 2003 in insgesamt 807 ambulanten und 793 stationären Pflegeeinrichtungen folgende Pflegemängel fest:

 37% der von ambulanten Diensten versorgten Pflegebedürftigen und 41% der in der stationären Pflege Betreuten wiesen eine unzureichende Ernährung und Flüssigkeitszufuhr auf.

 Missstände in der Inkontinenzversorgung: bei einem Viertel der ambulant und einem Fünftel der stationär Versorgten.  Qualitätsdefizite Dekubitusprophylaxe: stationär bei 43%, ambulant bei 49%.

 Unterversorgung gerontopsychiatrisch Beeinträchtigter: 33% ambulant, 30% stationär.

 Bei 9% der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner entsprachen freiheitsentziehende Maßnahmen nicht den gesetzlichen Anforderungen.

 Bei 12% war die Dokumentation von Medikamentenvergabe, bei 22% war die Medikamentenvergabe selbst nicht korrekt.

 33% der Pflegeheime wiesen im Bereich der sozialen Betreuung keine auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichteten Angebote vor.

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