Liebe Leser, da das Thema Burnout und Depressionen in der Pflege auf so großes Interesse stößt, möchte ich gern einen Artikel veröffentlichen, der dem vielleicht entgegenwirkt. Die ersten Symptome sind oft nur schwer zu erfassen, es ist eine schleichende Erkrankung, die man sehr ernst nehmen muss. Nehmen Sie sich etwas Zeit und lesen Sie diesen Beitrag. Vielleicht ist es ein erster Schritt frühzeitig umzuschwenken und es zukünftig anders zu machen. Depressionen ist kein Anzeichen von „versagt haben“, sondern vielmehr das Symptom der oft extremen Anforderungen die an die Pflegekräfte Tag für Tag gestellt wird.

Wenn Sie jemanden kennen der Depressionen hat, sprechen Sie ihn an, gemeinsam ist der erste Schritt oft leichter. Ich habe ein paar erste Adressen zusammengestellt, an die man sich wenden kann, wenn man Hilfe braucht. Eins ist sicher, schweigen bringt nichts.

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Eine Aufklärung von Pflege.de

Unter Burnout oder Burnout-Syndrom wird ein durch Stress und lange anhaltende Belastung am Arbeitsplatz verursachter starker Erschöpfungszustand verstanden. Anfangs führt er zum Beispiel zu chronischer Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Energie- und Konzentrationsmängeln, im Endstadium bis hin zu schweren Depressionen, Angstzuständen, äußerster Verzweiflung und Selbstmordgedanken. Abgeleitet aus dem englischen Begriff „burnout“ (ausbrennen) werden damit verschiedene Erschöpfungszustände von „sich völlig verausgaben“, „sich kaputtmachen“ bis „völlig ausgebrannt sein“ benannt.

Das Burnout-Syndrom wurde 1974 erstmals durch Herbert J. Freudenberger im „Journal of Social Issues“ beschrieben. Den Begriff definierte später Prof. Dr. Christina Maslach genauer, die 1981 das gemeinsam mit Susan E. Jackson entwickelte, meistgenutzte Diagnose-Instrument „Maslach Burnout Inventory“ präsentierte.

Auslöser und Ursachen

Lange anhaltende Belastung und Stress am Arbeitsplatz und im Arbeitsumfeld gelten als häufigste Auslöser für Burnouts bzw. Burnout-Syndrome. Vor allem Menschen in pflegerischen, sozialen und medizinischen Berufen litten darunter, sagen Wissenschaftler wie Nathalie Embriaco und Reinhard Larsen. Auch Unzufriedenheit mit Beruf, Arbeitsplatz, Arbeitsklima und Arbeitsbedingungen und der Situation in der Familie fördere die Entstehung von Burnouts.

Frauen seien davon stärker betroffen als Männer, da sie sich z. B. weniger offensiv gegen ungünstige Arbeitsbedingungen oder Mobbing wehrten als Männer.

Ausschließlich in der Arbeitswelt sind die Ursachen des Burnout-Syndroms zu finden, während Depressionen durch einschneidende Erlebnisse und Erfahrungen in allen Lebensbereichen ausgelöst werden können.

Vorwiegend bislang besonders engagierte Menschen erlitten Burnouts, hat Reinhard Larsen beobachtet. „Jeder im Pflegeberuf Tätige ist ein potenzieller Kandidat für das Burn-out-Syndrom, da bei der unermüdlicher Versorgung anderer die eigenen Bedürfnisse oft vernachlässigt werden“, schreibt Netta Lloyd-Jones.

Symptome

Müdigkeit, negative Emotionen, Erschöpfung, Depressionen, Zynismus, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Ängste, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, verstärkter Gebrauch von Alkohol, Tabak oder Drogen gelten als Burnout-Symptome. Betroffene litten stärker als andere unter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Essstörungen, Schlaflosigkeit, emotionaler Instabilität und Unnachgiebigkeit.

Sozialer Rückzug, Ungeduld und Intoleranz, leichte Reizbarkeit, das Gefühl innerer Ohnmacht und Leere sind typische Symptome eines fortgeschrittenen Burnouts. Betroffene fühlen sich am Arbeitsplatz dann häufig überfordert und reagieren mit Entscheidungsschwäche.

Andere Betroffene, die ohnehin zu besonderem Ehrgeiz und Perfektionismus neigen, überfordern sich in dieser Phase selbst und werden zu krankhaften „Workaholics“. Später schieben sie Termine auf. Das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten wird schlechter. Versagensängste, Angst vor mangelnder Qualifikation oder Arbeitsplatzverlust stellen sich ein.

Eine Schwächung des Immunsystems und häufiger auftretende Krankheiten können körperliche Symptome von Burnouts sein. Denn Betroffene achten weniger auf ihre Gesundheit, ernähren sich ungesünder, treiben weniger Sport und gesundheitsfördernde Hobbys als Gesunde. Mit Medikamenten oder Drogen versuchen einige, ihren Leiden zu lindern.

Durch das Burnout-Syndrom verändert sich die gesamte Persönlichkeit eines Menschen. Das Selbstwertgefühl nimmt ab, die professionelle Identität als Pflegefachkraft schwindet, gleichgültiger und pessimistischer handeln sie im Beruf. Insbesondere Führungskräfte mit Burnout-Syndrom reagieren mit einem autokratischen Führungsstil auf ihre Leiden.

Vorkommen

Zur Häufigkeit von Burnout-Erkrankungen in Deutschland und in Pflegeberufen führt das Statistische Bundesamt (Wiesbaden) keine gesonderten Statistiken.

Auf Intensivstationen hat z. B. Nathalie Embriaco ermittelt, dass ca. ein Drittel der befragten Pflegekräfte und über die Hälfte der interviewten Ärzte unter schwerwiegenden Burnout-Syndromen leiden. Ihr anhaltend stressiger Berufsalltag und ihre hohe Verantwortung, mit häufig wechselnden hohen Anforderungen und aufwändiger Technik immer neue schwerstkranke Patienten schnellst- und bestmöglich zu behandeln, machten ihnen zu schaffen. Mit Tod, Schmerz und Trauer seien sie emotional ständig konfrontiert.

Als Messinstrument für die Intensität des Burnout-Syndroms wird das „Maslach Burnout Inventory“ von Christina Maslach und Susan E. Jackson am häufigsten eingesetzt. Insbesondere bei Menschen in pflegerischen, sozialen und pädagogischen Berufen werden damit die emotionale Erschöpfung, die Wahrnehmung eines Patienten oder Klienten als Person und die persönliche Leistungsfähigkeit erhoben. Je mehr Punkte Befragte erreichen, desto stärker leiden sie unter einem Burnout.

Vorbeugung

Durch Stressreduktion wie Arbeitspausen, Spaziergänge, Wanderungen oder Schwimmbadbesuche, Sport, Freizeitaktivitäten, Kurz-Urlaube und die Pflege sozialer Kontakte ist es stets möglich, Burnouts vorzubeugen. Auch bei bereits Betroffenen wirken diese Maßnahmen, denn sie entführen sie aus der ihre Gedanken bestimmenden Arbeitswelt.

Therapie

Medikamente werden zur anfänglichen Behandlung eingesetzt, um eine stabile Grundlage für die notwendige Therapie zu schaffen. Therapien richten sich aber ganz individuell nach den jeweiligen Umständen und Persönlichkeitsmerkmalen des Patienten.

Zur Entspannung werden in der Therapie u. a. Neuro-Linguistische Programmierung, Hypnose, Meditation, Yoga, Tai Chi, ausgiebige Erholung in einer Klinik, ruhige Musik, Wellnessangeboten in einer Kurklinik oder ein erholsamer Urlaub eingesetzt. Seminare, Selbsthilfegruppen oder Workshops fördern die Selbstheilungsfähigkeiten der Patienten. Dabei erhalten sie Tipps zur Selbsthilfe und Prophylaxe.

Natürlich kann ein Psychotherapeut oder Arzt auch bei der Diagnose helfen. Therapeutisch legen auch professionelle Helfer Wert auf regelmäßige Entspannungsphasen des Patienten, je nach seinen Gewohnheiten und Vorlieben. Betroffene lernen dabei oft, die Ansprüche an sich selbst und ihr berufliches Handeln herunterzuschrauben.

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