Pflegezusammenlegung beendet?

Nach dem klaren Kurs durch Laumann, der die Zusammenlegung aller Pflegeberufe für sich beschlossen hat und dies dem Bundestag zum Beschluß vorlegte, wird jetzt scharf kritisiert aus den politischen Reihen. Die Pflegeministerin Barbara Steffens in NRW fand auf dem Neujahrsempfang des bpa in Düsseldorf schärfste Worte für das Vorgehen des Bundesministeriums für Gesundheit. So will sie sich einsetzen, dass die Zusammenlegung und damit verbundener Qualitätsverlust nicht stattfindet. Nicht nur dass das etablierte System in der Pflege zerstört wird, es drohen auch ernsthaftere Konsequenzen die der Pflege die Fachkräfte kosten wird.

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Pressemitteilung bpa vom 29.01.2016

Ministerin Steffens: Bund setzt pflegerische Versorgung in NRW aufs Spiel

NRW-Pflegeministerin bekräftigt Kritik am Pflegeberufsgesetz / Pflegedienste und Heime sehen Ausbildung in Gefahr
„Wenn das Pflegeberufsgesetz der Bundesregierung in Kraft tritt, ist die beeindruckende Erfolgsgeschichte der Altenpflegeausbildung in NRW zu Ende.“ Diese Prognose gab jetzt der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) Christof Beckmann ab. „Die Zusammenlegung der drei bisher eigenständigen Ausbildungen in der Altenpflege, der Kranken- und der Kinderkrankenpflege senkt das fachliche Niveau ab, macht die Beruf unattraktiver und macht es für uns Pflegeunternehmen fast unmöglich, noch Ausbildungsplätze anzubieten.“

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Auch NRW-Pflegeministerin Barbara Steffens, die als Gastrednerin den bpa-Jahresempfang in Düsseldorf eröffnete, bekräftigte ihre Kritik an den Plänen der Bundesregierung. „Der Bund setzt gerade die gute pflegerische Versorgung in unserem Land aufs Spiel. Hier wird versucht, ein Gesetz ohne Rücksicht auf Verluste durchzupeitschen. Das ist grob fahrlässig. Der Bund muss das Gesetzgebungsverfahren stoppen, denn wir brauchen zuerst eine Risikofolgenabschätzung“, forderte die Ministerin.
Der bpa-Landesvorsitzende Beckmann macht eine einfache Rechnung auf: Wenn die Altenpflege-Azubis künftig auch Praktika in vielen neuen Bereichen wie der Kinderkrankenpflege absolvieren müssen, dann sind sie nur noch etwa die Hälfte der bisherigen Zeit im Ausbildungsbetrieb. „In den ambulanten Diensten und den Pflegeheimen lernen die jungen Menschen aber die wichtigen praktischen Seiten des Berufes und können wirklich erfahren, wie sich der spätere Arbeitsalltag darstellt. Unsere mehr als 1.300 Mitgliedsunternehmen in NRW befürchten, dass die Absolventen der Pflegeausbildung künftig alles ein bißchen, aber nicht mehr richtig können.“ Gleichzeitig stiegen die organisatorischen Anforderungen und die Kosten für ausbildende Pflegeunternehmen.
„Landesregierung und Pflegebranche haben in NRW in den letzten Jahren gemeinsam eine Erfolgsgeschichte geschrieben und die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege fast verdoppelt. Das Pflegeberufsgesetz lässt diesen guten Weg jäh enden, während wir in der Pflege gleichzeitig immer mehr Fachkräfte benötigen“, so Beckmann.

2 thoughts on “Pflegezusammenlegung beendet ?

  1. Ich wüsste nicht was daran falsch sein sollte, es kommt doch auf die Art der Ausbildung an. 1 Jahr Kinderkrankenpflege, 1 Jahr Krankenpflege und 1 Jahr Altenpflege. Wenn man sich dann noch auf einen Bereich spezialisieren möchte kann man das doch tun. Warum sollte das ein Problem sein. Je länger die Ausbildung um so mehr wird man ausgenutzt, gerade in der Altenpflege wird man sogar schon als Praktikant voll dem Personal hinzugerechnet, schlimm ist das

    1. Hallo Gerhard, genau Deine Vorstellung ist es, wogegen alle ankämpfen. Grundsätzlich klingt Deine Idee plausibel, aber bedenkt man, welche hohen Anforderungen jede einzelne Ausbildung bisher hat, reicht das dann neu gelehrte Fachwissen nicht mehr aus. So ist es zum Beispiel, wenn man Kinderkrankenschwester lernt, ist aktuell die Praxisausbildung mindestens 1,5 Jahre lang, die Theorie dazu ebenso. In der neuen Ausbildungsform wären dann die Theoretischen Inhalte nur noch 6 Monate lang und damit fällt erheblicher theoretischer Hintergrund weg. Darüberhinaus wird ein Azubi, der dieselbe Ausbildung , aber im Altenheim lernt ebenso rechtlich befähigt sien, Säuglinge zu versorgen, die er vorher nie gesehen hat. Ich halte das für gefährlich, denn bei Säuglingen ist nicht nur die Anatomie anders, sondern auch die Pflege etwas vollkommen anderes, als im Heim. Nur ein Beispiel, Säuglingen wird üblicherweise Blut am Kopf oder am Fuss abgenommen. Wer will verantworten, dass jemand der im heim gelernt hat, nach der Ausbildung an Säuglingen arbeiten darf. Die drei Ausbildungen haben sich über viele Jahrzehnte etabliert und werden durch den Zusammenschluß eben aus den genannten Gründen massive Qualitätseinbrüche erleiden. Vielmehr halte ich es für richtig, die bestehenden Ausbildung zu stabilisieren und zu fördern, anstatt alles in einem Einheitsbrei zusammen zu fassen. Auch sehe ich schon die unsicheren Gesichter der gerade fertig gewordenen Azubis, die vielleicht woanders arbeiten sollen, als sie gelernt haben. Die fangen bei Null an.

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